12. Oktober Prince George – Quesnel
Es ist Samstagmorgen auf dem
South RV Park haben wir Internet, und wir können mit unseren zuhause
gebliebenen Lieben skypen. Das Skypen ist schon eine Supererfindung, so können
wir uns sehen und uns praktisch von Angesicht zu Angesicht das Neuste erzählen.
So kommt es, dass wir erst gegen Mittag weiterziehen. Von nun an fahren wir auf
dem Cariboo Hwy Nr 97 in südlicher Richtung. Kurz bevor wir im Städtchen
Quesnel eintreffen, machen wir einen Abstecher zum Ten Mile Lake. Wir knabbern
geduldig an unseren Sandwichs und schauen dabei erwartungsvoll den beiden
Fischern zu. Doch unser Sandwich ist alle und unsere Geduld vorbei bevor wir
Zeuge eines grossen Fanges werden.
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geduldige Fischer |
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Ten Mile Lake |
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unser Camper am Ten Mile Lake |
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Ortstafel von Quesnel eine überdimensionale Goldwaschpfanne |
In Quesnel (sprich
Kwanéll) besorgen wir im Visitorcenter
die neusten Maps und fragen nach Sehenswürdigkeiten der Stadt. In den meisten
Fällen erleben wir die Visitorangestellten als sehr freundlich und hilfsbereit.
Es kam aber auch vor, dass wir gar nicht zuvorkommend bedient wurden. Diesmal
werden wir freundlich darauf hingewiesen, dass das Museum das sich gleich
nebenan im selben Gebäude befindet zu besuchen. Da das Infocenter schon bald
geschlossen wird, erlässt uns die Dame den Eintrittspreis. Nach erfolgtem Museumsbesuch,
der in Kanada meist aus der Goldrauschzeit handelt, schlendern wir noch durch
das Down Town. Die meisten Geschäfte sind bereits geschlossen. So begeben wir
uns in eines der grossen Einkaufszentren, die ja meistens bis spät abends und
auch sonntags geöffnet haben. Die sogenannten Malls sind riesengross, die
Verpackungen ebenso, besonders bei Lebensmittel. Kleinmengen sind zwar auch im
Angebot, sind dem entsprechend halt teurer. In Kanada ist eben alles eine Nummer grösser.
Wir staunen nämlich immer wieder über die
Riesenpackungen die da im Angebot sind. Ja, in Kanada ist halt alles ein
bisschen grösser. Aeusserst interessant finden wir auch die Riesentonnen oder
Plastikbehälter die mit den verschiedensten Esswaren manchmal auch mit Tiernahrung
gefüllt sind. Der Kunde kann wählen und selber abfüllen z.B. aus
X-verschiedenen Mischungen von Nüssen, Teigwaren, diverse Mehlsorten, Zucker,
aus Müeslimischungen, Trockenfrüchten, aus Unmengen von Süssigkeiten, sogar
Schoggistücken, aus Salzigem, Gewürzen
und sogar Rapskäse, kurz gesagt fast alles erdenkliche. Aus hygienischen
Gründen in der Schweiz undenkbar!
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Süssigkeiten....... |
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.......so weit das Auge reicht |
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Lebensmitteltonnen mit....... |
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......mit Teigwaren, Reis, Müesli..... |
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.......Mehl, Zucker und Gewürzen....... |
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......Nüssen |
Quesnel liegt am
Zusammenfluss des Fraser und Quesnel Rivers. Es entstand während des Cariboo
Goldrush 1862 und diente als Etappenpunkt wo es den Raddampfer zu verlassen und
es weitere 80 Km bis zur Goldgräberstadt Barkerville auf dem Landweg
zurückzulegen galt. Zu erwähnen gilt, dass Barkerville heute ein Museumsdorf
mit den orginal Gebäuden aus der Goldrauschzeit ist. Während der Sommermonate
wird die „Stadt“ mit zeitgenössisch gekleideten „Bewohnern“ besetzt. Mit
unseren Kindern verbrachten wir vor zehn Jahren einen Tag im interessanten und
spannenden „Living Museum“. Wir behalten den Abstecher nach Barkerville in
bester Erinnerung!
Heute haben wir
ausnahmsweise Prachtwetter. Es könnte kaum besser sein. Wir entscheiden uns für
den Riverfront Trail Walk, der uns gestern von der netten Dame vom
Visitorcenter empfohlen wurde. Ausgangspunkt des Trails ist dort wo der Quesnel
River und der Fraser River aufeinander treffen. Wir begehen zuerst den
nördlichen Teil des Rundgangs den Quesnel River entlang. Später wechseln wir
auf die westliche Seite wo wir vom Fraser River begleitet werden. Während
unseres gut drei stündigen Marschs lassen wir uns Zeit und geniessen die
wärmende Sonne, die schönen Bäume im farbenfrohen Herbstkleid und hören dem
rauschenden Wasser von den Flüssen zu. Ein perfekter Tag!
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Zusammenfluss des Quesnel und Fraser River |
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links Quesnel River, rechts Fraser River |
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auf dem Riverfront Trail Walk.... |
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......bei schönstem Herbstwetter |
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Quesnel Fraser River Bridge |
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Herbstimpressionen |
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Ueberbleibsel aus der Goldrushzeit |
Ueberhaupt das Städtchen wie
die ganze Umgebung gefällt uns sehr. Wie schon tags zuvor spazieren wir
nochmals durchs Down Town, dabei sehen wir uns aus reiner Neugier die Angebote
der Liegenschaften an die es zu kaufen gäbe. Plötzlich steht eine Dame neben
uns und will uns gleich ihr Haus verkaufen. Wir kommen ins Gespräch. Sie und
ihr Ehemann der sich zu uns gesellt finden es äusserst spannend, dass wir aus
der Schweiz kommen und ein Jahr lang in Kanada bleiben werden. Dass wir nicht
die Absicht haben ein Haus zu kaufen verstehen sie dann auch, trotzdem geben
sie uns ihre Adresse falls wir es uns doch noch anders überlegen sollten. Die sind
aber hartnäckig! So schnell könnte es also gehen. Wirklich ein Haus zu kaufen
wäre in Kanada kein Problem. Es sind viele Häuser im Angebot und will man nicht
gleich in die Millionenmetropole Vancouver sind sie je nach Region günstig zu
haben. Also nicht dass ihr jetzt denkt wir wollten ein Haus kaufen……
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Holzindustrie |
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Holzindustrie aus der Ferne |
14. Oktober Quesnel –
Williams Lake
Nicht dass von den
arbeitswilligen Zuhausegebliebenen jemand neidisch wird, wenn wir morgens erst
um 8.00 Uhr aufstehen. Wir nehmen uns Zeit mit dem Morgenessen und können auf
den meisten Campingplätzen grosszügige Washrooms für unseren alleiniger
Gebrauch in Anspruch nehmen. Ja, es hat auch Vorteile so spät unterwegs zu
sein. Nie muss man zum Duschen Schlage stehen und nie müssen wir Bangen keinen
Campingplatz zu erwischen.
Heute wollen wir in den „Pinnacles Provincial Park“. Auf
der Strasse die wir hochfahren wird auf der einen Seite neu geteert. Durch
einen Verkehrsregler werden wir wieder einmal mit der inzwischen x-fach
gesehenen STOP -Tafel angehalten.Wir müssen eine ganze lange Weile warten und
werden diesmal, ausnahmsweise sogar von einem Road Piloten begleitet, der den
Automobilisten, damit sie ja nicht auf die geteerte Seite fahren, die paar
Kilometer vorfährt. Oben angekommen fährt die Patrouille mit den wartenden
Automobilisten in umgekehrter Richtung wieder runter. Hin und her, hin und her.
Diese Variante ist für Kanada wohl günstiger und einfacher als Lichtsignale??
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Vorfahrer |
Endlich kommen wir im
anvisierten Provincial Park an. Wir haben eine kurze Wanderung vor uns, bis wir
einen einmaligen imposanten Ueberblick über das ganze Tal von Quesnel geniessen
können. Dazu sehen wir direkt unter uns in den Felswänden einige eindrückliche
Hoodoos.
In umgekehrter Richtung
dürfen wir ein weiteres Mal den Service
des Road Piloten in Anspruch nehmen.
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Hoodoos im Pinnacle Provincial Park |
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grosszügiger Ausblick rund um Quesnel |
Chrigu packt die Neugier. Es
interessiert ihn brennend in was für einem Haus das Ehepaar das wir gestern
kennenlernten wohnt. Er will die Liegenschaft nur mal von weitem anschauen. Wir
fahren also durch die betreffende Strasse, und der Zufall will es, dass die
Beiden im Garten arbeiten und uns gleich entdecken. Da gibt es kein Entrinnen
mehr. Wir müssen uns das Haus anschauen. Sie wohnen direkt an einem See,
wunderschön! Wir bekommen Kaffee und Cake serviert. Wir plaudern miteinander so
gut es geht. Es stellt sich heraus, dass er in den 70igern Jahren als erster
Kanadischer Eishockeyspieler in Europa, genau in Nürnberg als Profi spielte.
Die Zeit verfliegt wie im Fluge. Mit ausgetauschten Adresse und einer Flasche
Wein verabschieden wir uns mit dem Gefühl neue Freunde gefunden zu haben. So
schnell geht das in Kanada.
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neue Bekanntschaft Vic und Mairlen |
Nun, wir wollen heute noch
bis Williams Lake. Wie die berühmten Nationalparks der Rocky Mountains ist auch
diese Landschaft atemberaubend, die Gegend ist offener, die Wälder weniger
dicht. Auch heute noch ist diese Region vom Pioniergeist vergangener Zeiten
geprägt. Man stelle sich nur vor im Sattel eines Pferdes, vorbei an hundert
Jahre alten, ein wenig verfallenen Blockhäusern zu reiten. Bei perfektem Wetter
reiten wir mit etwas mehr PS und vier Rädern durch die Gegend, dazu ertönt
Country Musik aus dem Radio. Es ist eine wahre Freude so durch das Fraser
Valley zu fahren. An den grossen Rinderranches scheint die Zeit bisweilen
spurlos vorübergegangen zu sein. Beidseits der Strassen sehen wir sie, dazu passend
weidende Pferde und Rinder. Wir befinden uns mitten im wilden Westen. Zu
unseren Rechten begleitet uns eine Zeitlang ein altbekannter, der Fraser River.
Er ist mit einer Länge von 1‘400 Km der längste Fluss in British Columbia. Es
ist derselbe Fluss, dem wir am Anfang unserer Reise in Hell’s Gate begegneten.
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inmitten des wilden Westens |
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Stallung |
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Ranch |
Wir kommen spät an in
Williams Lake. Wir kaufen uns Chicken Wings und Wedges aus dem Supermarkt. Es
gibt eindeutig besseres. Wir verzichten auf die Suche nach einem Campingplatz
und versuchen es stattdessen wieder einmal auf dem Walmart Parkplatz.
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"unser Lieblingscampingplatz" |
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seitlicher Parkplatz des Walmartes |
15. Oktober Williams Lake –
Horsefly
So ca. alle zwei max. drei
Tage müssen wir unser Abwasser entsorgen und frisches Wasser auffüllen. Die
Sani-Dump Stationen finden sich entweder auf den Campingplätzen, manchmal beim
Visitorcenter, in grösseren Ortschaften einer dafür extra hergerichteten Stelle
oder auch bei Tankstellen. Ohne Strom können wir ungefähr drei Tage auskommen.
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Sani Dump |
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Abwasserentsorgung |
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einfüllen von Frischwasser |
Im Herzen des Cattle
Country, der grössten Viehzuchtregion der Provinz liegt Williams Lake. Unvergessliche,
aufregende Wildwestabenteuer versprechen die Rodeos. Die Stadt ist für eine
vier Tage Stampede, die jeweils im Sommer stattfindet als eine der grössten
Rodeo Veranstaltung in British Columbia bekannt. Ebenfalls sehr bekannt ist
auch die Stampede von Calgary/Alberta. Da diese Veranstaltungen immer im Sommer
stattfinden, passte leider keine dieser Cowboydarstellung in unsere Reisepläne.
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Arena der Stampede |
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Gebäudeverschönerung in der Stadt |
Auch als wir in Richtung 150
Mile House fahren fühlen wir uns wie im Abenteuerland. Die Zeit scheint hier
etwas langsamer zu gehen, alles wirkt gemütlich und das Leben einfacher.
Plötzlich sehen wir auf der
rechten Strassenseite eine Blockhausfirma. Mehrere Blockhäuser stehen da,
ungleich fortgeschritten in ihrem Bau. An einigen Häusern sind zum Teil
zwei/drei Arbeiter mit Auf- und Zusammenstellen beschäftigt. Wir schauen eine
ganze Weile ganz fasziniert zu.
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Blockhausbau |
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Blockhausfirma |
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Blockhausbau |
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die Stämme werden auf die passende Grösse gesägt |
Zum Campen ist es noch zu
früh und Chrigu entführt mich in ein ca. 60 Km entferntes 1000 Seelendorf
namens Horsefly. Von Horsefly aus kommt man nur noch auf Schotterstrassen
weiter. Als wir im Dorfkern ankommen, haben wir nicht den Eindruck, dass hier
so viele Menschen leben. Doch als wir die 10 Km lange Schotterstrasse zum
gleichnamigen See fahren, bemerken wir die abgelegenen und halbversteckten
Häuser oder Abzweigungen die zu den Anwesen führen. Für Kanada nichts
Ungewöhnliches. Wir haben schon oft gestaunt wie abgeschieden und oftmals
mitten im Wald sie ihre Häuser bauen. Die schönen Häuser finden sich aber am
Ufer des Sees. Wir können sogar drei Schweizer Bewohner ausmachen, unterlassen
aber das besuchen.
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Horsefly Lake |
Ja, und was will Chrigu eigentlich in diesem doch eher
langweiligen Kaff? Natürlich, im Internet ist ihm wieder mal ein Haus
aufgefallen! Er will es sich nur mal anschauen! Wir sehen es von Weitem von der
anderen Uferseite!!
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Chrigu's Traumhaus |
Der Campground im Provincial
Park direkt am See hat natürlich schon geschlossen. Trotzdem finden wir einen
Platz und zwar einen offiziellen. Er ist in der Nähe des Dorfes, in einem
kleinen Waldstück wo es weder ein Office, noch Strom und Wasser, weder Duschen
noch andere Gäste hat. Dafür haben wir die Toilette ganz für uns alleine, ein echtes
Plumsklo, eines ohne Wände, wortwörtlich Freiluft!
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unser Campingplatz |
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i muess... |
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...aber hie?? |
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Uäää, Freiluft wortwörtlich |
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lieber doch nid |
16. Oktober Horsefly – Lac la Hache – 100 Mile House
Um unsere kalten Glieder aufzuwärmen
und um wach zu werden walken wir ein gutes Stück dem River entlang. Im
Dorfstore bekommen wir anschliessend sogar einen Kaffee zum Mitnehmen, und eben
frisch eingetroffen ein Stück Lemoncake.
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Store in Horsefly |
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Hauptsache es fährt |
Wir fahren dieselbe Strecke
bis 150 Mile House retour. Dort machen wir nur Halt zur Besichtigung einiger
alter Häuser aus der Gold Rush Zeit. Auf der Cariboo Strecke passiert man immer
wieder Orte mit den Ortsnamen Mile House. Die Bezeichnung dazu kommt natürlich
auch aus der Pionierzeit. Lillooet erhielt 1862 die 0 Mile für den Cariboo Gold
Rush Trail. Sie ist der eigentliche Ausganspunkt der Cariboo Road. Von hier aus
wurden die Meilen bis zu den Roadhouse(Raststätten) gezählt, in denen die Goldsucher
auf dem Weg nach Barkerville Schlafplatz und Verpflegung fanden. So entstanden
neue Siedlungen. Einige davon haben die Meilen bis heute beibehalten z.B. 70
Mile House über 100 Mile House bis 150 Mile House.
Wir kommen nach
Lac-La-Hache. Der Ort ist mit 12 Km die längste Ortschaft im Cariboo Country.
Wir suchen wieder einmal nach einem Haus, und zwar nach einem Blockhaus indem
Chrigu’s Bruder längere Zeit gelebt hat. Wir können Beat‘s Angaben nicht ganz
folgen und sind uns nicht sicher ob wir nun das richtige Haus für eben
dasjenige zu halten haben!
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Lac la Hache |
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Weggabelung, welcher ist der Richtige |
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Ist das Beat's früheres Daheim? |
Nicht ganz befriedigt fahren wir zur nächsten Mile
House zur 100! Die Sonne lässt sich blicken und wir spazieren zuerst einem See
entlang, beobachten Wasservögel und können sogar Bisonratten ausmachen, die
geschäftig hin und her schwimmen.
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Bisonratte |
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Bau der Bisonratte |
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Schilf |
Wir schauen uns um im „Cowboyort“, entdecken
sogar ein Down Town, ergänzen unsere Vorräte und essen für einmal im A&W
einen Hamburger. (Schmeckt einfach scheusslich, findet Reni). Etwas oberhalb
der Stadt entdecken wir grosse Rinderherden. Stadt und Land sind also nah
beisammen.
Abends haben wir wieder
einmal einen „anständigen“ Campingplatz. Unsere Geräte brauchen Strom und wir
eine Dusche!!
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Stadt und Land nahe beisammen |
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Rinderherde |
He, Chrigu, hör bloss auf, Häuser anzuschauen, ts ts ts .... Denk nicht mal daran!!!!
AntwortenLöschenNa ja, wenn das Dein Traumhaus ist??? Ueber Geschmack lässt sich bekanntlich streiten!!! Vorallem die sanitären Einrichtungen dieser Gegend sind äusserst interessant!!!! Da kann euer Zuhause in Messen natürlich nicht mithalten!!!! Grins....
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