Sonntag, 16. März 2014

Es ist alles steif und starr, im Februar 2014


Jeweils am ersten Mittwoch eines neuen Monats kommt jemand von der Vermietungsagentur zur Inspektion unsere Wohnung. Die Mietobjekte die sie verwalten, werden meistens von Jugendlichen gemietet. Vermutlich erlebten sie so einige böse Ueberraschungen, deshalb der Check. Als sie das erste Mal bei uns auftauchten fühlten wir uns etwas in unserer Privatsphäre verletzt, und wir erinnerten uns ungern daran wie wir die Wohnung antrafen und zuerst alles zu reinigen hatten.
Selbstverständlich haben wir nie etwas zu befürchten, im Gegenteil die Chefin fragte uns sogar einmal ob wir nicht für Sie im Reinigungsdienst arbeiten wollten! Nein Danke.

Schon beginnen wir den dritten Monat mit Arbeiten. Es ist der Monat mit den meisten Gästen und verspricht viel Arbeit. Jeden Tag haben wir viele Zimmer zu putzen. Viele Kanadier übernachten nur eine oder zwei Nächte in der Lodge, was häufige Wechsel bedeuten. Am 9. Februar ist Karina zurück aus ihren Ferien. Verstärkung können wir gut gebrauchen.
Das Schlimmste ist für uns immer noch das ewige Warten auf saubere Wäsche. Selten können wir ein Zimmer fertig machen, weil wir meistens über zu wenig Badetücher, Handtücher oder Leintücher verfügen. Ständig rennen wir in die Wäscherei in der Hoffnung das Fehlenden habe in der Zwischenzeit die Prozedur der Waschmaschine und des Trockners durchlaufen. Manchmal geniessen wir ein Erfolgserlebnis.


Es ist kalt...
... alles ist....
....steif und starr

Weiterhin warten wir geduldig auf etwas mehr Schnee. Meistens  ist der Berg zwar wolkenverhangen. Ganz selten werden wir mit Traumwetter verwöhnt. Die Sonne lässt sich nur blicken bei bitterkalten Temperaturen. Dann ist es gut und gerne um die – 20 Grad, nachts sacken die Temperaturen natürlich noch tiefer. Normalerweise gibt es pro Saison nur ein paar wirklich kalte Tage, in diesem Jahr gibt es gleich mehrere solcher Kältewellen. Bei solchen Temperaturen hält man es im Skigebiet nur etwa anderthalb Stunden aus. Wenigstens ist das bei uns beiden so. Die Kanadier sind da etwas kälteresistenter. Wir haben uns bei diesen Temperaturen anstelle des Skifahrens auch schon für eine Wanderung entschieden. Im windgeschützten Wald und bei zügigem Gehen fühlen sich die eisigen Temperaturen  nicht ganz so kalt an. Der Elk River bleibt weiterhin gefroren, die Winterlandschaft sieht traumhaft aus.


Blick auf Fernie....

...im Hintergrund links das Skigebiet
Winterwanderung....
....im Wintermärchen
Erst gegen Ende Februar kriegen wir endlich etwas Schnee. Chrigu freuts, er „darf“ endlich Schnee schippen.

Chrigu im Element
Schnee wie Puder...
...so muss es sein
tiefverschneite...
....Strassen
unser Haus
unser Wohngebiet versinkt im Schnee
es schneit und....
....schneit

Und wir dürfen wieder einmal das Feeling des pudrigen Neuschneefahrens erleben. Des einen Freud des andern Leid. Der Schreiberling kommt nicht so klar mit dem Tiefschneefahren und bevorzugt nach wie vor die „gepisteten“ Abfahrten. 
Scharenweise kommen aber die Kanadier. Man könnte es fast so beschreiben. Je schlechter das Wetter desto grösser der Andrang. Fällt nur ein bisschen Neuschnee schon sind sie da. Fernie das Skigebiet, das vor allem die guten Skifahrer und Snowboarder lockt. Sie suchen den Kick abseits der präparierten Pisten, wo im zum Teil sehr steilen Gelände und manchmal durch bewaldete Abschnitte jeder seine eigene Spur ziehen kann. Auch Chrigu zieht meistens seine eigene Linie im für mich unvorstellbar möglich zu fahrendem Gelände. Für mich gibt es gottseidank genug andere Möglichkeiten.

stein- und beingefroren
Neuschneepisten

The lost Boy's Café

Doch bekunde ich jeweils Mühe mit der Sicht die des schlechten Wetters wegen oftmals herrscht. Liebend gerne würden wir auch einmal in einem Bergbeizli sitzen und einen „guten Kaffee“ schlürfen, auf dem Gipfel gibt es nur ein einziges Beizli, genannt „The lost Boy’s Café“, und wir finden es nicht sooo hammermässig. Einen Après Ski nach einem Skitag wie wir es von zu Hause kennen, gibt es hier nicht.  Die Jungen gehen hier lieber ins Pup. Beliebt ist der Pup im Fernie Hotel vor allem am Sonntagabend. Einen ca.2 Liter Krug Bier gibt es für 10 Dollar,  5 Dollar günstiger als gewöhnlich. Viele Arbeitende arbeiten am Wochenende und haben montags frei. Für sie gilt der Sonntag als Weekendbeginn und so herrscht dort an Sonntagen ein reges Treiben.
Anstelle dieser Festerei verbringen wir meistens die Abende in unserer recht gemütlichen Wohnung. Auch die Olympischen Winterspiele von Sotchi verfolgen wir hin und wieder und können uns erfreuen über die Medaillenausbeute der Schweizer. Das kanadische Fernsehen zeigt uns zwar keine Schweizer, die sind natürlich auf „ihre“ Athleten fokussiert.


bald sind wir komplett eingeschneit, Blick aus der Küche



Im Skiresort werden alle Mitarbeiter ein weiteres Mal zu einem Dinner eingeladen. Unter dem Motto „Olympia“ kann oder darf man sich „olympisch“ kleiden. Diejenigen mit der originellsten Verkleidung werden ermittelt und sie erhalten einen Preis. Unser Augenmerk richten gilt mehr dem Dinner als der Verkleidung. Wir erfreuen uns an den vielen Köstlichkeiten die ganz unter dem Thema Olympia stehen und es Spezialitäten aus vielen Ländern zu schmausen gibt. Unser diesmaliger Favorit ist das Dessert. Eine Apple Crumble , eine Art Apfeltorte mit Streusel. Soooooooo gut!
Manchmal gehen wir aber auch aus und testen die kanadischen Restaurants. Ab und zu treffen wir uns auch mit unseren Arbeitskollegen zum Essen, so haben wir immer noch etwas lästern über unsere Arbeitsstelle.



Sparibs, Fries und Gemüse, Mmmmm
Housekeepingteam beim Dinner im "The Pup"
Letzthin besuchten wir sogar einen Eishockeymatch. Fernie hat eine eigene Mannschaft genannt "The Ghost Riders“. Die Einheimischen verlieren leider mit 2:5.

Ja, und was haben Bloch‘s eigentlich mit der Visumsverlängerung im Sinn, die uns bis zum 1. September 2014 gewährt wurde? Was gibt es für weitere Pläne? Da müsst ihr Euch noch etwas gedulden, wir sind am Planen und werden in der Märzausgabe darüber berichten. Sicher ist, dass wir noch bis am 31. März in der Lodge arbeiten werden. Nur noch einen Monat……


Blick zu den Nachbarn, einmal bei Schneefall...
...einmal bei schönem Wetter




Montag, 3. März 2014

Alltag, Geburtstag und Amerika, Januar 2014



Januar 2014
Das Neue Jahr hat eben begonnen und wir sind tatsächlich immer noch in Canada. Auf dem Kalender mit Bildern aus der Heimat den uns Freunde aus der Schweiz schickten, werden wir von nun an die Tage noch schneller schwinden sehen, und er führt uns unvermittelt das geplante Auszeitsende vor Augen….
Noch ist es aber nicht soweit. Wir haben unsere tägliche Arbeit, die uns manchmal ganz schön fordert, daneben fahren wir ein bisschen Ski. Leider nicht soviel wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir arbeiten mehr als uns lieb ist. Zudem wird Fernie nicht eben mit ultimativem Wetter verwöhnt. Meist ist der Berg mit einem Wolkenkranz verhangen, der grosse Schneefall mit dem sagenhaften Schnee bleibt uns aber verwehrt. Sicher werde er im Februar fallen, so vernehmen wir von den Einheimischen.


Three Sisters im Abendrot
ausnahmsweise ist schönes Wetter

Es dauert bis am 4. Januar bis wir zum allerersten Mal bei schönem Wetter die Pisten runtersausen können. Ein paar Tage später schneit es ein paar Zentimeter und wir erleben das Feeling des Neuschneefahrens. Dass das lange Warten zu Uebermut bewegt zeigt an folgendem Beispiel. Ein Franzose der ebenfalls für die RCR (Resort of the Canadian Rockies) als Saisonangestellter arbeitet kann es nicht lassen und fährt  dummerweise in der angeschriebenen Mitarbeiterjacke einen gesperrten lawinengefährdeten Hang hinunter. Sein Pech, er wird erwischt und wird fristlos gefeuert. Nicht der verloren gegangene Job schmerzt ihn am meisten sondern der Skipass den er auf der Stelle abgeben musste. Am Anfang unserer Anstellung unterschrieben wir einen Vertrag indem alles über unser Verhalten auf der Skipiste steht. Z.B. Helmpflicht, nicht befahren abgesperrter und lawinengefährdeter Hänge, und dass wir stets Vorbilder gegenüber unseren Gäste sind. Ja, so kann es gehen.

Am 6. Januar kriegen wir mit Theresa, einer jungen Deutschen Verstärkung. Sie arbeitet Teilzeit auch in einer Cafeteria und wird uns im Housekeeping montags und dienstags unterstützen. Wir sind froh und dankbar, denn seit die beiden Frauen uns verlassen haben, verteilt sich logischerweise die ganze Arbeit auf uns. Im Gegenzug verlässt uns Karina für die nächsten vier Wochen. Sie geht nach Mexiko in die Ferien und besucht ihre Familien. Vor allem an den Wochenenden herrscht nun in der Lodge Hochbetrieb. Freitags füllen sich die Zimmer, sonntags ziehen sie wieder von dannen mit unterschiedlich hinterlassenen Räumen. Einige sehen aus als wären sie kaum benutzt, andere sehen einem Bombeneinschlag gleich. Unzählige Bierdosen, viele nur halbleer getrunken, Pet Flaschen, Weinflaschen, überall Esswaren, alles was in den Papierkorb gehört auf dem Boden verteilt, auch die Badezimmer sehen entsprechend aus. Bevor wir überhaupt mit Putzen beginnen können braucht man erst eine Viertelstunde oder länger zum Aufräumen. Paradoxerweise wird von unseren Vorgesetzten verlangt, ein Zimmer mit Badezimmer  in einer Viertelstunde zu putzen inkl. den kompliziert herzurichtenden Betten, alles natürlich sauber und selbstverständlich im Alleingang. Das soll uns mal einer vormachen. Unmöglich! Sie versuchen es immer wieder uns zu schnellerem Arbeiten anzutreiben.
Dadurch, dass wir konstant zu wenig Leute sind, ist auf einmal der Job des Hausmeisters nicht mehr so wichtig. Chrigu hilft mehr und mehr beim Zimmerputzen und erledigt seinen eigentlichen Job des Janitorals nur noch im Vorbeigang.
Eines Tages erhalten wir ein paar Kisten mit neuen Vorhängen, die alten müssen weichen und wir haben sie auszuwechseln. Zu den Vorhängen passend wird auch ein Zierkissen geliefert, das wir in Zukunft auf die Betten zwischen den weissen Kissen zu drapieren haben.


unsere gutaussehenden Betten
Etwas mehr zum Aufräumen! Auch wir werden beschenkt und zwar in Form neuer Arbeitskleidung. Die alten ausgeblichenen khakigrünen Uniformen werden ersetzt durch eine frischere Farbe. Ich würde sie als taupe bezeichnen. Leider bleiben sie nicht lange schön. Die ersten Flecken lassen nicht lange auf sich warten. Spuren der Arbeit eben. Was wir uns aber weit mehr wünschten als neue Vorhänge, Kissen und Arbeitskleidung wären genügend Leintücher, Handtücher und Waschlappen. Fortwährend sind wir auf das sofortige Waschen  der Schmutzwäsche angewiesen. Ständig haben wir zu wenig Wäsche zum Auswechseln. Von den neuen Leintüchern wurde kaum ein Reservestock angeschafft. Passiert ein Zwischenfall und die Wäsche ist nach der Wäscherei nicht sauber genug oder der Gast hat irgendetwas ausgeschüttet besteht kaum die Chance zum Auswechseln. Oder wie letzthin passiert, ein Gast nahm offenbar ein Duvet mit nach Hause, denn es kam nie mehr zum Vorschein. Wir hatten keinen Ersatz und dieses Zimmer musste wieder nach alter Art hergerichtet werden. Das ist echt mühsam so zu arbeiten.

Aber wir haben ja nicht nur die Arbeit. Anfangs Januar durften wir Chrigu’s Geburtstag feiern. Wir haben Glück und der Tag fällt auf einen Day off. Wir verbringen ein paar Stunden auf den Skis und abends besuchen wir das „Steak House“ wo uns ein feines Dinner serviert wird. 


Happy Birthday Chrigu
Vorspeise Pork Ribs
Hähnchen, mashed Potatos und Gemüse
Rib eye Steak, mashed Potatos und Gemüse
Prosit
es hat geschmeckt

Am 22. Januar entscheiden wir uns für eine Ausfahrt nach Amerika. Bis zur Grenze in den Bundesstaat Montana ist es von Fernie aus ein Katzensprung nämlich nur etwa 80 Km.
Am amerikanischen Zoll werden wir aufgefordert uns ins Office zu begeben. Dort haben wir einige Fragen zu beantworten. Nachdem wir aber schon vorgesorgt hatten und uns das nötige Einreiseformular per Internet beschafft hatten, verläuft das ganze Prozedere einwandfrei. Wir müssen nur noch den Fingerprint abliefern und die Amis lassen uns in das grosse Amerika einreisen. Zum zweiten Mal, nachdem wir bereits vor ein paar Wochen für ein paar Stunden in Alaska waren, sind wir nun in den USA.


im Hintergrund der Zoll
Welcome in America
erste Eindrücke...
...der amerikanischen Landschaft
mit Farmen

die Strassen sind bedeutend schmäler als in Canada
Wir fahren ein paar Kilometer bis zum nächst grösseren Ort, nach Eureka. Mitten im Städtchen spricht uns ein Restaurant an, und wir essen unseren ersten Hamburger in Amerika. 

das Städtchen Eureka...
...mit Seitenstrasse
amerikanische Flagge
Wir besichtigen kurz das Städtchen Eureka und schlendern durch die Hauptstrasse. Wären nicht die Strassenlaternen mit amerikanischen Flaggen bestückt würde man sich ohne weiteres in Canada wähnen, denn die Art der Häuser und Shops unterscheiden sich nicht wesentlich der kanadischen Lädelistrassen.
Unsere einzige Eroberung ist, immerhin ein Nussknacker den wir zufälligerweise in einem Shop finden, wir haben ja immer noch Nüsse zu öffnen.

Auf unserer Rückfahrt entdecken wir am Strassenrande ein Deer, das wohl den Zusammenprall mit einem Auto nicht überlebte. Gierig werden die sterblichen Ueberreste von Weisskopfadlern verschlungen. Jedoch ist noch ein anderer Mitesser mit von der Partie. Ein noch grösserer Raubvogel gesellt sich dazu, und die Weisskopfadler haben das Nachsehen.

Weisskopfadler
der neue Mitesser
das gehört nun mir...
es ist doch genug da für alle, scheint sich der.....
...Weisskopfadler zu sagen....
...und wagt einen Versuch
vielleicht kriege auch ich noch einen Happen
Nach diesem interessanten Schauspiel, bei dem sich die Vögel durch uns nicht gross stören lassen fahren wir retour Richtung Canada. Unterwegs sehen wir noch zwei drei Farmen, die uns als Fotomotiv dienen.


Farm mal so...
idyllisch mit Pferden
....oder so
Unser Ausflug nach Amerika und wieder zurück dient einem ganz bestimmten Zweck. Unser Visum ist schon bald abgelaufen, und wir finden es kann ja nicht schaden vorsorglich eine Visumsverlängerung zu beantragen. Mal schauen ob uns die kanadischen Zollbeamten freundlich gesinnt sind. Sie sind es! Ohne grosses Wenn und Aber kriegen wir die Visumsverlängerung und wir fahren mit freudig überraschten Gefühlen nach Hause....


....vorbei an....
....tiefverschneiten...
.....Bäumen....

....und winterlicher...
....Landschaft




















Zu Hause angekommen wird sogleich der Nussknacker getestet. Chrigu findet Gefallen und öffnet unseren ganzen Nussvorrat noch am selben Abend.

er funktioniert, der Nussknacker