Mittwoch, 4. Dezember 2013

100 Mile House - Fernie - Cranbrook 17.10 - 21.10.10.2013




17. Oktober 100 Mile House – Kamloops

Mit einem Work & Study Visum sind wir vor fünf Monaten nach Kanada eingereist. Unsere „Ferien“ gehen allmählich zu Ende. Wollen wir uns tatsächlich um eine Arbeite bemühen? Mit der Begründung dabei noch etwas mehr Englisch zu lernen, haben wir uns dafür entscheiden.
Mit der Absicht das Nützliche mit dem Vergnügen, gemeint Skifahren zu verbinden, haben wir gestern Abend unsere Bewerbungen an sieben verschiedene Skigebiete per E-Mail verschickt. Zudem hat man bei Saisonstellen die besten Chancen überhaupt einen Job zu ergattern, denn auch Kanada hat Arbeitslose. Nun sind wir gespannt ob wir jemals eine Rückmeldung erhalten! Aber kaum zu glauben, die erste Reaktion haben wir heute Morgen schon im elektronischen Briefkasten. Wir werden zum Vorstellungsgespräch vom 19. Oktober um 14.00 in Fernie eingeladen. Ups, das ging ja flott!  Aber oh weh, die Destination liegt ungefähr 850 Km von unserem momentanen Standort entfernt. Was machen wir jetzt? Endlich hätten wir schönes Herbstwetter! Für unsere „Zukunft“ planen wir unsere vorgesehene Route in den Wells Gray Provincial Park um.
Wir verlassen 100 Mile House und fahren auf dem Fishing Hwy Nr. 24 gegen Osten. Beim Green Lake machen wir Halt und bauen Steinmännchen. Wie gesagt der Wettergott meint es für einmal gut mit uns. Wir haben Prachtwetter ohne Wolken und die Temperaturen sind angenehm. Noch lange könnten wir am Ufer des blaugrün schimmernden Sees verweilen und die Zeit ringsum vergessen. Doch von einem Tag auf den andern sind wir plötzlich wieder im Zeitdruck. Die Arbeit ruft!! Wir haben in zwei Tagen noch rund 800 Km vor uns.

Lebenszeichen

Reni's Steinmännchen
Chrigu im Baufieber
Chrigu' Kunstwerk
es wird immer besser
noch einer
ganze Familie
die Steine gehen langsam aus
Green Lake
Wir dachten es gäbe landschaftlich nichts mehr zu überbieten als das was wir bisher erlebt haben. Doch rund um die Cariboo Region und dem Fishing Hwy steht dem bisher Gesehenen in nichts nach. Es ist traumhaft und unbeschreiblich schön. Das tolle Herbstetter trägt das Seine bei. Die Region erinnert an „Bonanza“ und „High Chaparral“ oder an sonstige alte Wildwestfilme. Wir fahren vorbei an Toreinfahrten im typischen Westernstil die einladend den Weg zu den Ranches weisen. Auf den Weiden grasen grosse Rinderherden und Pferde.


Ranch
Toreinfahrt
spezieller Holzzaun

Toreinfahrt einer Schweizerfamilie

typisch Canada, weidende Pferde
Bitte um die Hand seiner Auserwählten....
.....originelle Scheunenverschönerung

Wir werden begleitet von tiefblauen Seen und Rivers, umrahmt von Wäldern und von einer hügeligen Landschaft. Auf einer Passhöhe sehen wir auf den Lac de Roches hinunter, der im Glanze der Abendsonne traumhaft wirkt. Nun geht es hinunter nach Little Fort wo wir nun nach rechts auf der
Nr 5 Richtung Kamploops abbiegen. Wären wir in den anvisierten Wells Gray NP hätten wir hier links abbiegen müssen. 


Lac de Roches

traumhaft....
....schön
















Wir sind in Kamloops und es ist bereits dunkel als wir nach einem Campingplatz suchen. Für einmal sind wir nicht die einzigen Gäste. Gleichzeitig mit uns fahren drei andere Wohnmobile ein. Es gibt sie also doch noch die Reiseindividualisten.
kurz vor Kamloops
Kamloops in der Abendsonne
Panoramabild Kamloops

18. Oktober Kamloops – Radium Hot Springs
Wir nehmen nun den Trans Canada Hwy Richtung Salmon Arm - Revelstoke - Golden. Diese Strecke kennen wir bereits. Wir fuhren sie vor rund fünf Woche. Infolge unseres morgigen Vorstellungsgesprächs sind wir gezwungen im Schnellzugstempo durchzufahren. Zudem ist es der kürzeste Weg. Trotzdem beharre ich  auf den kurzen Abstecher nach Squilax, zum Adams River, da wo wir vor fünf Wochen  zur vermeintlichen Lachswanderung herkamen. Damals zu früh, sind wir diesmal vielleicht zu spät. Nein, diesmal haben wir Glück, wir sehen sie, Sockeye,-Chinook,-Pinks- und Coha-Lachse. Da sie bald am Ende ihrer langen Wanderung sind, sehen wir sie nun meistens paarweise. Zwischendurch springen sie auf  und wir staunen über deren eindrücklicher Grösse. Da die Fische nach dem Ablaichen sterben, sehen wir auch sehr viele Kadaver. Das ganze Schauspiel finden wir  äusserst spannend, und wir können uns nur schwer losreissen.

Hinweistafel
Adams River
hunderte von Lachsen
springender Lachs

Lachspärchen
das bittere Ende
Die bereits bekannte Strecke nochmals zu fahren hat auch seine Reize. Wir können in Erinnerung schwelgen. Nochmals und erst noch bei schönstem Wetter lassen wir die fantastischen Streckenabschnitte vor allem zwischen Revelstoke über den Roger Pass nach Golden nochmals Revue passieren.
Nach Golden nehmen wir den Highway Nr 95 die Verbindung bis nach Radium Hot Springs. Die Strasse läuft durch das breite Tal des Rocky Mountain Trench (Graben) am Columbia River entlang. Oestlich wird sie begleitet von den Gipfeln der Rockies und westlich von der Purcell Range (Bergkette) der Columbia Mountains. 

auf der Fahrt .....
....zwischen Revelstoke über den Roger Pass....
.....nach...

....Golden
die Purcell Range der Columbia Mountains

unterwegs zwischen Golden und....
....Radium Hot Springs

Rauchzeichen....
Auf diesem Streckenabschnitt sehen wir Bär Nr. 6 auf der rechten Strassenseite, anscheinend bei der Suche nach etwas Fressbarem. Wir sind zu schnell unterwegs, hinter uns ein Auto, sodass wir wegen eines Bären auf ein waghalsiges Bremsmanöver verzichten.
Gegen Abend sind wir dann in Radium Hot Springs.
In den ursprünglich Sinclair Hot Springs genannten Quellen, die wegen geringen Spuren an radioaktivem Radium ihre jetzige Bezeichnung Radium Hot Springs erhielten, wollen wir im rund 40 Grad warmen Becken unsere vom langen Autofahren müden Glieder entspannen. Durch einen Mitarbeiter erfahren wir, dass in den Sommermonaten mit den Touristenströmen täglich zwischen sechs- und siebentausend Gäste die Bäder besuchen. Uhäää, wie gut ist nicht mehr Sommer, denn heute schwenken bedeutend weniger ihre Füdlis im warmen Wasser. Plötzlich geht die Zeit rasend schnell vorbei, es ist schon spät, wir haben die Zeit im wohltuenden Bad kompett vergessen. So kommt es, dass wir erst gegen 22.00 Uhr unsere Hamburger mit Frites vertilgen.



19. Oktober Radium Hot Springs – Fernie
Die Hamburger rauben uns die halbe Nacht Schlaf! Mittlerweilen wissen wir warum die Zeit in den Bädern so schnell vorbei ging, wir haben nämlich eine Zeitzone überschritten. Nun müssen wir eine Stunde früher, also "mitten" in der Nacht aufstehen. Wir fahren auf der Nr 93 weiter in südliche Richtung.

Nebelmeer
fast schafft es die Sonne
Anstelle des Panoramas der  Rocky Mountains die uns auf der linken Seite immer noch begleiten, sehen wir nur eine Nebelwand. In Elko biegen wir ab ins Elk Valley nach Fernie. Das liegt im südöstlichsten Zipfel von British Columbia. 



Ski Resort Fernie
Skigebiet von Fernie
unser erster Eindruck gefällt
Auf Anhieb finden wir das Ski Resort. Wir sind anderthalb Stunden zu früh und somit bleibt noch genügnd Zeit uns umzusehen. Unsere ersten Eindrücke fallen nicht schlecht aus, es gefällt uns. Wir werden immer nervöser, vor allem als wir plötzlich immer mehr junge Leute sehen, die da aufkreuzen. Langsam dämmert es uns! Das wird kein Vorstellungsgespräch wie wir es gewöhnt sind, nein das ist ein Hiring (simpel übersetzt, eine menschliche Viehschau)
Mit all den rund dreissig Mitbewerbern haben wir uns anzumelden und bekommen einen Stoss Formulare die wir auszufüllen haben. Alle offenen Jobangebote, jeder mit dazugehörenden Anforderungen und Beschreibung sind an einer Wand aufgehängt. Wir stehen vor der Wand, wie die Esel am Berg und verstehen wieder mal Bahnhof. Um das alles zu lesen und zu verstehen brauchen wir einen Tag. Wir sind komplett überfordert, wir schauen uns an, jeder weiss was der andere denkt: Komm lass uns hier um Himmels Willen verschwinden! Plötzlich steht eine aufmerksame Mitarbeiterin neben uns, die uns ansieht, dass wir nicht klarkommen. Sie macht uns Mut, hilft uns beim Einen oder Anderen. Wir füllen unsere Blätter notdürftig mit vielen Lücken aus und wählen unseren „Traumjob“ aus, nämlich den des Dishwashers oder des Housekeepers, etwas anderes getrauen wir uns nicht zu. Nun geht’s in die nächste Runde! Wir werden in drei Gruppen aufgeteilt. Mit acht Mitkandidaten, haben wir uns im Halbkreis vor vier Hires (Chefs) zu setzen.  Alle, ausser Bloch’s perfekt Englisch sprechend, hat einer nach dem andern aufzustehen und sich drei Minuten lang zu repräsentieren. Ein zweites Mal sind wir drauf und dran davonzulaufen, aber wir reissen uns zusammen. Wir haben nichts zu verlieren. Wir überstehen auch dies irgendwie. Doch das Anheuern ist immer noch nicht fertig. Es geht in die nächste Runde und wird noch schlimmer. Die Gruppe wird halbiert und innerhalb zehn Minuten haben wir einen Sketch der die vorgegebenen Wörter Snow, Fun, Lift und Lunch, enthalten muss. Dazu kriegen wir noch einen Helm, ein Paar Skistöcke, Skilifttickets und eine Suppenkelle. Dann mal los. Einer jungen Frau in unserer Gruppe wird das zu bunt, sie verabschiedet sich. Wir beissen uns durch und arbeiten mit zwei Australierinnen zusammen. Beim Vorbereiten werden wir von den Chefs ganz genau beobachtet. Irgendwie wursteln wir etwas zusammen und nachdem wir das Ganze Theater noch vorgeführt haben, ziehen sich die Chefs zur Beratung zurück, und wir dürfen uns endlich zurücklehnen und auf einen positiven oder negativen Bescheid warten. Nach einer ewig langen Zeit, wird uns eine positive 
Nachricht mitgeteilt. Wir haben uns tatsächlich gegen die englischsprechenden, talkaktiven Jungen behauptet, und einige ausgestochen:-). Trotz unserer sprachlichen Barriere und unseres Alters haben sie sich für uns entschieden. Wahrscheinlich hat  sie unser Auszeitjahr imponiert, interessiert und überzeugt!
Dass wir so schnell zu einem Job kommen, hätten wir nie gedacht.

20. Oktober Fernie
Im Bereich „Housekeeping“ werden wir eingeteilt. (Schon sehen wir uns  im Häubchen und  Rüschenschürzli mit einem Staubwedel herumrennend) grins, grins! Warum tun wir dies? Falls wir eine Job finden, werden wir auch arbeiten, so lautete unsere Devise. Schlussendlich geht es uns darum, etwas anderes zu machen, neue Menschen kennenzulernen, schauen wie die Arbeitswelt in einem anderen Land aussieht und funktioniert, besser Englisch zu lernen, und vielleicht schwingt da noch ein bisschen Abenteuerlust mit. Und für irgendetwas haben wir ja ein Work & Study Visum. Das heisst, wir haben die Berechtigung die gleiche Anzahl Wochen zu arbeiten wie wir in der Schule waren. Eine Agentur organisierte unsere Einreise, die Schule sorgte für unsere Unterkunft während der Schulzeit. Für die Jobsuche und alles weitere ist die Schule nur beratend zuständig.Wir haben selber nach etwas Passendem zu suchen.
Wie es mit dem Job nun weiter geht und was daraus wird, wir lassen uns überraschen und werden euch auf dem Laufenden halten.
Was kommt nun als nächstes?
Folgendes haben wir nun zu erledigen. Wir brauchen eine Wohngelegenheit. Im Ski Resort gibt es keine Unterkünfte für Mitarbeitende. Wir sind selber verantwortlich etwas zu finden. Wir brauchen eine AHV- NR., und wir benötigen einen Criminal Record Check. Einen sogenannten Strafregisterauszug!
Doch zuerst haben wir mal Sonntag und erfreuen uns am schönen Wetter. Beim Elk River Trail  lassen wir unsere immer noch rauchenden Köpfe entlüften.
Wir beenden unseren Tag wie gewöhnlich mit einem Jazzy Spiel und einem obligaten Blueberry Muffin.
erste Eindrücke vom Städtchen Fernie

im Hintergrund das Skigebiet
in diesem Store lernen wir die Schweizer Ladenbesitzerin kennen

Fernie
Maiden Lake

Elk River
Begegnung mit Eichhörnchen

Bibers Spuren
Elk River Trail
21. Oktober  Fernie – Cranbrook
Als erstes brauchen wir nun eine Wohnung. Es ist Montagmorgen und wir begeben uns gleich auf ein Wohnungsvermittlungsbüro. Wir sind nicht alleine. Der Büroraum ist zum Bersten voll. Alles junge Leute die vermutlich aus demselben Grund hier sind wie wir. Schon wieder müssen wir so einen Fötzel ausfüllen von dem wir nur das Halbe verstehen. Eine Mitarbeiterin zeigt Erbarmen und zieht uns vor, obwohl wir noch lange nicht an der Reihe sind. Altersbonus oder was auch immer sei Dank! Sie schlägt uns eine möblierte Wohnung vor, die wir gleich besichtigen können. Die Wohnung wird saisonal d.h. November bis April vermietet. Einige Minuten später sind wir uns einig. Scheinbar der einzige Haken, wir haben keine eigene Waschmaschine. Wir werden die Wäsche in der öffentlichen Laundry waschen müssen. Keine Seltenheit, längst nicht alle Kanadier verfügen über eigene Waschmaschinen. Nun das wäre also mal geregelt und wir können weiterfahren. So setzen wir unsere Reise nach Cranbrook fort.

Umgebung....

....von Fernie
Fernie, im Hintergrund "The Three Sisters"




1 Kommentar:

  1. Meine Güte! Euer Vorstellungsprozedere ist wirklich ein wahrer Albtraum!!! Hut ab, und viel Glück bei den Jobs.

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