Dienstag, 28. Januar 2014

Arbeiten und Skifahren 27.11 - 5.12.2013




27. November
Nachdem wir an Stelle der pampigen Toastbrote ein echtes Schweizerbrot mit viel Butter und Konfitüre zum „Zmorge“ geniessen durften, gehen wir mit vollem Elan ans Putzen unserer kleinen Wohnung. Wir sind schnell durch, und so machen wir uns bald einmal auf unsere tägliche Wanderung dem schönen Elk River Ufer und am gefrorenen Arrow Lake entlang auf dem emsig Schlittschuhgelaufen wird. 

Winterwanderweg
Elk River mit Eisschollen
so kalt.....
....der Elk River ist gefroren

Nachmittags um 16:00 Uhr erhalten wir endlich Bescheid von unserem Arbeitgeber. Wir haben morgen mit der Arbeit zu beginnen. So geht das hier in Canada. Kurzfristiger ginge es wohl nicht mehr.
Zugegeben etwas nervös sind wir schon. Was erwartet uns für Arbeit, und mit was für Menschen werden wir zusammenarbeiten? Aber endlich geht es los!

unser Arbeitsort....
...die Slopeside Lodge...
.... Rückseite der Lodge
28. November
Um 9:00 haben wir uns bei unserem zukünftigen Arbeitsort einzufinden. Tatsächlich werden wir bereits erwartet. Wir kriegen Arbeitskleidung, verblichene khakigrüne Hosen, und ein gleichfarbiges Oberteil beide Teile mit einigen Flecken versehen, die beweisen, dass die Uniformen schon einiges über sich ergehen lassen mussten. Uns erinnern sie an Gefängniswärterkleidung, später werden sie von Gästen mit Spitalpflegeuniformen verglichen. Na ja!

looks good
Wir kriegen unser Arbeitswerkzeug bestehend aus Putzmittel, Putzlappen, Scheuerschwamm und Handschuhe. Und los geht’s…
Die Slopeside Lodge gehört seit diesem Jahr erstmals zum Fernie Alpine Resort. Vorher lief sie unter dem Namen Wolf‘s Den Lodge und war eher die Absteige für Junge mit kleinem Portemonnaie. Die Lodge gibt es seit rund dreissig Jahren und  hat 42 Zimmer. Im selben Gebäude befindet sich auch die „Alpine Suite“ mit acht Betten und mit dazugehörender Küche. 

Alpine Suite zur Lodge gehörend

Nun, all diese Zimmer mussten für die Saisoneröffnung am 30. November parat sein. In diesem alten Haus gab es so einiges das instand gestellt und ausgebessert werden musste, so waren denn auch einige Handwerker am Werk. Ihre hinterlassenen Spuren haben wir nun zu beseitigen. Wir werden in zwei Dreiergruppen eingeteilt und werden in die Kunst des Housekeepers eingeführt. Trotz der Bemühungen der Handwerker sieht doch alles etwas alt und schäbig aus. Wir tun unser Bestes, und reinigen die noch nicht auf Hochglanz geputzten Zimmer. Wir schrubben die Plättli in Badezimmer und befreien alles von Schmutz und Staub. Zuletzt werden die Betten hergerichtet. In jedem Zimmer sind zwei Doppelbetten. Uns wird gezeigt wie das vonstatten geht, und sie staunen nicht schlecht wie schnell wir das begreifen. Vor allem imponiert ihnen Chrigu, ein Mann der das so gut kann! Sie können es fast nicht verstehen. Nach Unterleintuch das Oberleintuch, dann die Wolldecke und zuletzt die  auch schon in die Jahre gekommenen Ueberdecke. Ganz einfach!
Der erste Tag wäre also geschafft.

erster Arbeitstag, erschöpft
29. November
Im ganzen Fernie Alpine Resort das zum Unternehmen RCR (Resorts of  the Canadian Rockies) dem ungefähr noch acht andere Skigebiete angehören, ist man für den Saisonstart bereit. Auch in der Slopeside Lodge ist man bis auf  ein paar noch nicht geputzte Zimmer parat. Bevor es richtig losgeht haben wir nochmals frei. Als saisonal Angestellte werden wir natürlich nur bei Bedarf eingeteilt. Das ist genau das was wir wollen. ein bisschen arbeiten, damit wir sprachlich noch etwas dazu lernen, aber noch genügend freie Zeit zum Skifahren zu haben.
Ab heute können alle, schätzungsweise rund 300 Angestellte ihren Staffausweis im entsprechenden Office des Resorts abholen. Der Ausweis erlaubt uns zu Verbilligungen im Ski Resort z.B. in Cafeteria’s und Restaurant, Shop für Kleidung und Ausrüstung, für Skimiete, Skiservice, und zum halben Preis bekommt man sogar Einzellektionen in der Skischule, und in einer Gruppe ist es sogar umsonst. Das Beste daran ist die freie Benützung der Skilifte. Der Saisonpass berechtigt  in allen RCR Skiresorts gratis Skifahren. Der Saison Skipass kostet nämlich 1‘500.- Dollar. Eine Tageskarte kostet hier 85.- Dollar. Ja Skifahren ist teuer in Canada.

ein kleines Dörfli...
.....das Fernie...
...Alpine Resort
hier mit Sportshop

30. November
Heute ist in Fernie also Skisaisonstart und für uns startet das Abenteuer eines Housekeepers. Unser Team besteht aus einer Mexikanerin, sie ist unser Supervisor, unsere Gruppenleiterin, weiter ist eine Kanadierin zusammen mit ihrer Tochter. (keine Fotos) Saisonal angestellt sind nebst uns ein Franzose und eine weitere junge Kanadierin.  

Karina aus Mexiko
Fred aus Frankreich
Leigh aus Kanada
Unsere Arbeitszeit beginnt um 9.00 Uhr und ist spätestens um 17:00 fertig. Wir arbeiten maximal 8 Stunden pro Tag resp. 40 Std pro Woche. Die Mittagspause von einer halben Stunde und die Kaffeepause von 15 Min sind angerechnet. Unsere Arbeitszeiten sind variabel, sie richten sich nach Belegung der Lodge.
Heute besteht unsere Aufgabe immer noch mit den letzten Zimmern herrichten. Nachdem sich auch der Hot Tub Raum einer Verschönerung durch Handwerker unterzog, haben wir auch diesen Raum zu reinigen.
Doch in Zukunft sind wir verantwortlich, dass die Gäste saubere Zimmer antreffen. Wir haben die Badezimmer und Zimmer zu reinigen. Und dann sind natürlich die Betten wieder herzurichten.
 
schrubben....
....bis es glänzt

Chrigu hat einen etwas anderen Job gefasst. Er wird Janitorial, unser Hausmeister. Er reinigt alle öffentlichen Räumlichkeiten wie Korridore und Treppen, Eingangsbereich mit Lobby, Aufenthaltsräume und öff. Toiletten, Hot Tub und den Skiraum, und er ist Mädchen für alles. So kommt es nicht selten vor, dass er uns auch bei der Zimmerreinigung hilft, dies vor allem dann, wenn wir viele Austritte haben, was vorwiegend am Wochenende der Fall ist.



Janitorial Chrigu, schneller als die Kamera
1. Dezember
Es ist Sonntag und wir haben zu arbeiten. An den Wochenenden werden wir in Zukunft immer aufgeboten, das sind die arbeitsintensivsten Tage. Viele Kanadier verbringen das Wochenende im Fernie Skigebiet um im meist pulvrigen, federleichten Schnee ihr Vergnügen zu finden.
Uns kommt die Wochenendarbeit gelegen. Unsere Day offs, wie sie hier die arbeitsfreien Tage nennen, fallen dann auf die Wochentage, wo sich auf den Skipisten bedeutend weniger Leute tummeln.

2. Dezember
Wir arbeiten auch an diesem Tag und schon bemerken wir die ersten Gebrechen. Uns schmerzen Rücken und Schulterbereich. Ich bekomme viele „Bleuele“ an den Armen, die durch das Anheben der Matratzen beim Betten entstehen. Lange ist es her, dass wir körperlich gefordert wurden. Die Arbeit ist streng und gewöhnungsbedürftig. Abends sind wir todmüde, und liebend gerne wären wir irgendwo in einer Hot Springs und würden unsere malträtierten Glieder entspannen. Schade nur  in Fernie gibt es keine Hot Springs. Dafür haben wir die nächsten zwei Tage frei!

3./4. Dezember
Dienstags haben unsere Bodys eine Erholung verdient. Zu sehr schmerzen uns sämtliche Glieder, ein untrügliches Zeichen unserer verrosteten Muskeln und die ungewohnten Bewegungen.
Aber mittwochs sind wir bereit für die erste Bekanntschaft mit dem vielumschwärmten, einmaligen pudrigen Pulverschnee der Rocky Mountains. Das Skigebiet ist bekannt für seinen hohen Schneefall. Die durchschnittliche jährliche Schneemenge sollen sagenhafte 875 cm betragen. Angeblich der höchste aller kanadischen Orte in den Rocky Mountains.
Vorerst brauchen wir aber noch einige wichtige Utensilien ohne das Skifahren kaum möglich ist. Wir begeben uns in den Rental Shop, wo wir uns nach Skis umschauen, die wir für die ganze Saison mieten möchten, die eigenen Skischuhe haben wir ja von der Schweiz einfliegen lassen. Die Saisonmiete ist ein Ding der Unmöglichkeit wie sich herausstellt. Die Skier werden höchstens ein paar Tage oder wochenweise vermietet. Auch unser Staffausweis hilft uns da nicht und trotz Preiserlass ist die Rechnung schnell gemacht, das wird teuer. Auch ist es uns zuwider jedesmal bevor wir auf die Piste könnten, im Rental Shop anzustehen, auf einen freien Mitarbeiter zu warten, Skis auszuwählen, Skischuhe anzupassen und Formulare auszufüllen. Für uns zu kompliziert und schlussendlich zu teuer. Wir werden uns nach eigenen Skis umsehen. Wollen wir  aber unsere Premiere im Kanadischen Schnee erleben, bleibt uns für heute nichts anderes übrig als die Miete. Was uns nun noch fehlen sind Helme und eine Skibrille für Chrigu. Diese Sachen finden wir im Skistore nebenan. Die RCR Mitarbeiter sollten als Vorbilder gelten und Helme tragen. Deshalb kriegen wir einen Spezialrabatt von 50%.
Endlich sind wir ausgerüstet und es kann losgehen. Es ist bitterkalt. Wir haben eine Kältewelle und die Temperaturen bewegen sich zwischen - 15 bis -20 Grad. Das erste Sesseli, das wir für unsere Bergfahrt auswählen und bei 1052 müM startet, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wir können die Skier auf keinen Fussbügel stellen. Unsere Skifüsse baumeln im Freien. Ein etwas komisches Gefühl. Je weiter wir an Höhe gewinnen, desto klirrender die Kälte. Doch die Tannen sehen im tiefverschneiten Winterkleid wunderschön aus. Es scheint, sie sind zu Eissäulen erstarrt. An der Skiliftstation hängen lange Eiszapfen.

Zu Eissäulen erstarrt
inmitten...
...des Skigebiets
im Hintergrund Blick auf Fernie

Dann die erste Abfahrt, und tatsächlich ist der Schnee anders als in der Schweiz. Leicht und pulvrig. Für heute erkunden wir einen kleinen Teil des Skigebiets. Das Wetter ist nicht besonders gut. Die Sicht beschränkt. Wir wählen fürs Erste grüne Abfahrten, das sind die leichtesten, blau bedeutet mittlerer Schwierigkeitsgrad. Dann sind da noch ganz viele schwarze Pisten, die meisten davon sind nicht gepistet. Die Abfahrten sind steil und führen oft zwischen den Bäumen hindurch. Genau das wird hier gesucht, abseits im Neuschnee irgendwo eine neue Linie ziehend und doch kontrolliert und sicher. Das Skigebiet ist bekannt für Tiefschneeskifahren. Am liebsten fahren die Kanadier bei Schneefall oder kurz danach, dann kommen sie in Scharen wie wir später feststellen.
Wir sind auf Entdeckungsfahrten und finden ein Skigebiet mit einigen einfachen, aber mehrheitlich schönen und anspruchsvollen Abfahrten vor. Im,  rund 10 Km2 grossen Skigebiet dessen höchster Punkt 2134 müM ist, sollen insgesamt 142 Abfahrten möglich sein, die man in fünf verschiedenen Kesseln genannt Bowls (Schalen) und neu im "Polar Peak" erleben kann.
 
Karte vom Skigebiet
Infotafel
Tiefschneefahren, alles schwarze Pisten
diese Abfahrt hier ist gepistet
Es gibt 10 Skilifte davon drei Schlepplifte und nur zwei Sessellifte die nach neuerem Standard sind und automatisch aushängen. Die anderen werden von Mitarbeitern zum besseren Aufsitzen abgebremst. Auch gibt es keine Windhauben und während der Nacht bleiben die Sesseli draussen. So erstaunt es nicht, dass sie manchmal voller Eis sind. So erstaunt es auch nicht, dass Reni’s Allerwerterster, von einem Wärmesitz sind die Kanadier noch weit entfernt, nach ein paar Sesselfahrten anzufrieren droht. Im Resort erwärmen wir uns mit einer Suppe und einem heissen Tee, bevor wir noch ein paar Abfahrten hinkriegen bis auch Chrigu zum Eiszapfen wird. Gut für mich!

zurück....
...im Resort

5. Dezember
Bis zu den Weihnachtsferien ist die Slopeside Lodge, was übrigens übersetzt die Schipiste heisst, nicht voll ausgelastet. Weniger Gäste weniger Arbeit. So werden wir oftmals nach getaner Arbeit früher entlassen. Uns ist es recht, so haben wir mehr Freizeit zur Verfügung. Manchmal reicht es sogar noch zum Skifahren. Wir haben unsere Skiausrüstung in der Lodge deponiert, so können wir nur unsere Arbeitsbekleidung mit der Skiausrüstung tauschen und kurze Zeit später stehen wir schon am Skilift an.
Trotz der wenigen Gäste wird es heute aber nichts mit „früherem nach Hause“ gehen. Wir haben umzubetten. Es gibt nämlich neue Bettwäsche. Was wir nicht verstehen, weshalb alle Betten mit der alten Bettwäsche hergerichtet werden mussten, nur um nach ein paar Tagen wieder alles umzubetten. Die Bettwäsche wurde zu spät geliefert so die Erklärung, oder sie wurde zu spät bestellt je nach Betrachtungsweise.
Ein Gutes hat die neue Wäsche, die nun zwar ganz in jungfräulichen aber extrem schmutzanfälligen Weiss daherkommt, die unhygienischen braunen Wolldecken und der superhässliche Bettüberwurf entfallen. In Kanada ist es üblich, dass ins Bettgestell zuerst ein Lattenrost, eingepackt in eine Matratze gelegt wird, darauf kommt dann die eigentliche Matratze zu liegen. Zwischen diesen Matratzen kommt ein sogenannter Skirt, ein Rüschenleintuch. Das bedeutet für uns, Matratzen anheben, Skirt dazwischen legen, Matratze senken und darauf achten, dass das „Röckli“ nicht wieder verrutscht. Dann positionieren wir das Unterleintuch, das Oberleintuch, anschliessend das Duvet und über dieses wird noch ein drittes Leintuch gespannt, dessen Ende am oberen Duvetrand nach innen gelegt wird, um das wiederum noch das obere Ende des Oberleintuch gefaltet wird. Zu guter Letzt werden sämtliche Schichten zwischen die beiden Matratzen gestossen, wobei die Schwierigkeit darin besteht den Skirt nicht mitreinzustossen. Eine echte Herausforderung diese komplizierte, altertümliche Art des Bettens. Zudem sind die am Boden fixierten Betten so nahe an die Wand gestellt, dass wir dort kaum stehen können. Wie praktisch sind doch da Fixleintücher und Nordische Bettdecken.

ein Gästezimmer mit den kompliziert herzurichtenden Betten
Karina und Leigh legen das dritte Leintuch über den Duvetrand
fertiges Bett mit dem schönen Röckli, gute Nacht!
 




Mittwoch, 22. Januar 2014

Hot-Springs und knuspriges Brot 25.11. - 26.11.2013



25. November
Von unserem Arbeitgeber haben wir immer noch nichts gehört. So entscheiden wir uns für einen zweitägigen Ausflug. Wir schlagen die Route Richtung Elko ein, fahren weiter via Fort Steele und Wasa, wo wir weiter auf dem Hwy 93 fahren. 

bei schönstem Wetter verlassen wir Fernie
unterwegs

Kurz vor Canal Flats biegen wir ab und holpern auf einer Schotterstrasse weiter, die in den Whiteswan Lake Provincial Park führt. Es ist kaltes aber schönes Wetter. Beim Alces Lake machen wir Halt um den in der Sonne glitzernden, bedeckt mit blumenähnlichen Eiskristallen, gefrorenen See zu bewundern. Wir lauschen den mysteriös klingenden Lauten, hervorgerufen durch das Bersten des Eises, die inmitten des Bergkessels unheimlich widerhallen.

gefrorener Alces Lake
mit Eiskristallen...
...die wie Eisblumen...
....aussehen
herrliche und kalte Landschaft
Nach einer geraumen Zeit des Zuhörens der mystischen Töne in der sonst absoluten Stille, fahren wir ein paar Kilometer zurück wo uns das nächste Abenteuer erwartet. Wir visieren die Lussier Hot Springs an. Es scheint fast, dass Hot Springs zu unseren bevorzugten Leidenschaften geworden sind. Neben dem Parkplatz, der ca 150 Meter oberhalb der unter freier Natur und in malerischer Bergkulisse angelegten, naturbelassenen Thermalquellen, finden wir zwei Plumsklo, Aber wo um Himmelswillen sind denn da die Umkleidekabinen? Ah, wahrscheinlich gleich unten bei den, neben dem vorbeirauschenden Lussier River, durch Steine zu runden Pools geformten und mit Kieselsteinen ausgelegten Becken. Leider nein! 

unterwegs zu den Hot Springs
Chrigu sucht die Umkleidekabinen
Badepools
Lussier River
Wir sehen nur einige Badefreudige zum Teil mit hochroten Köpfen, die im dampfenden Wasser relaxen. Für mich unvorstellbar wie ich mich bei dieser Kälte, gefühlte -10 Grad ins Badekleid stürzen soll. Das überlebe ich nicht! Wir gehen zurück zum Auto und probieren uns halbwegs im Wageninnern umzuziehen. Wie rasch das gehen kann haben wir nun getestet. In meinem ganzen Leben tauschte ich noch nie so schnell meine sieben Schichten gegen ein Badekleid und schlüpfe wieder zurück in Jeans und Jacke. Chrigu tut sich nicht viel weniger schwer mit dem Kleiderwechsel. Erneut begeben wir uns hinab in den Canyon. Nun noch einmal tief durchatmen, sich aus Schuhen, Hose, Jacken und Mützen schälen und ab ins warme Nass.

soll ich oder soll ich nicht
das Umkleiden ist geschafft, es ist wunderbar warm
Badegäste mit Mützen
 ein letzter Blick auf die unvergesslichen Hot Springs
Oh, wie gut das tut. Im heissesten Becken misst die Wassertemperatur ungefähr 44 Grad. Es hat vier oder fünf  Pools in unterschiedlicher Grösse und Wassertemperaturen. Ganz Verwegene wagen sogar einen Sprung in das eisige Flusswasser. Brrrrr! Wir können uns aber so richtig gehen lassen, jedes in seiner Gedankenwelt, dabei die vorbeiziehenden Wolken beobachtend.
Irgendwann ist es an der Zeit uns von der angenehmen Badewanne zu verabschieden. Unsere Bodys sind lange genug gekocht, wir haben genügend Wärme gespeichert, so gelingt das Umziehen  ganz locker, ohne dass uns die nassen Badekleider gleich am Körper anfrieren.
Die Zeit ist mittlerweilen  weit fortgeschritten. Bis nach Invermere unserem anvisierten Tagesziel haben wir noch ca. 50 Km vor uns. Zuerst passieren wir in der  Ortschaft Canal Flats eine Holzverarbeitungsfabrik. Per Zufall sehen wir Lastwagenzüge die ihre Last zuerst zum Wägen, dann zum Abladen bringen. Mit einem riesigen Stapler wird gleich eine ganze Wagenladung auf einmal vom Lastwagen gehievt und kommt bis zur Weiterverarbeitung auf einen nächsten Stapel. Eindrücklich, wenn man das Verhältnis bedenkt wie lange es eigentlich dauert bis ein Baum seine Grösse erreicht.


eine hölzige Lieferung

die Ladung wird gewogen
riesige Greifarme....

....packen...
....die ganze Wagenladung...
...und hieven die Stämme auf die nächste Beige...
...wo sie auf die Weiterverarbeitung warten












 
verarbeitete Holzlatten vor malerischer Kulisse



















Weiterfahrt! In Invermere suchen wir uns gleich eine Hotelunterkunft. Nach diesem ereignisreichen Tag haben wir nun Hunger. Nachdem die Körper ihre Streicheleinheiten hatten, verwöhnen wir nun noch unsere Mägen in einem nahegelegenen Pup.


26. November
Von der zwischen dem Lake Windermere im Nordwesten und dem Columbia River gelegenen Ortschaft Invermere sind wir positiv überrascht. Eigentlich haben wir ein langweiliges unscheinbares Dorf erwartet, dem ist aber bei Weitem nicht so. Das 3000 Einwohner zählende Städtchen soll im Sommer tausende von Touristen anziehen. Und während wir durch das vorweihnachtlich schön geschmückte Innenstädtchen schlendernd, entdecken wir einige äusserst interessante Shops die zum „Gwungere“ einladen. 

Hauptstrasse...
...von Invermere
Weihnachtsdekoration
Vor lauter „lädelen“ vergessen wir beinahe unseren nächsten äusserst wichtigen Termin. Wir treffen uns mit Andi Schöni, einem Schweizer den wir vor einiger Zeit in Cranbrook kennengelernt haben. Er lebt schon ungefähr dreissig Jahre in Canada, in Invermere selbst seit etwa zehn Jahren. Eher durch Zufall und dank Ueberredungskunst anderer sei er zu seiner jetzigen Tätigkeit gekommen. Andi besitzt nämlich einen Holzofen und bäckt zweimal die Woche Holzofenbrot. Brot sei aber schon immer seine Leidenschaft gewesen und er erzählt uns wie aus dem gelernten Koch ein Bäcker wurde. Wir dürfen also zu ihm in die Backstube und ihm über die Schultern gucken. Er erklärt uns wie seine Arbeit aussieht sowie den ganzen Ablauf des Holzofens. Es brauche viel Geduld vom Teig bis zum fertigen knusprigen Brot erzählt er weiter. Für die richtige Temperatur im Ofen brauche es viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Auch eine lange Präsenzzeit sei selbstverständlich. In der Backstube arbeitet Andi alleine, seine Frau hilft bei den Bestellungen und der Administration. Allmählich begreifen wir auch wieso er nur an zwei Tagen bäckt, es ist organisationstechnisch gar nicht mehr möglich. Auch hat Andi keine Bäckerei, er verkauft die Brote nur auf Bestellung und im Sommer am samstäglichen Farmersmarkt, wo er innerhalb zwei/drei Stunden um die 500 Brote verkaufe, erzählt er nicht ohne Stolz weiter. Die Kanadier lieben sein Brot. Er erzählt und erzählt und man merkt Andi an, dass er mit viel Leidenschaft und Herzblut sein Metier ausübt, und wir hören gespannt zu bis wir zum zweiten Mal an diesem Tag beinahe die Zeit vergessen.

knusprige Brote...
....aus dem Holzofen
Andi's Backstube
gluschtige Brote...
...zum Anbeissen
Mit einer Kiste voller frisch duftender Brote, die wir vorher bestellt hatten, verabschieden wir uns vom Schweizer Bäcker und machen uns auf die 200 Km lange Rückfahrt. Wir können panoramamässig aus dem Vollen schöpfen was uns vor ein paar Wochen durch den Nebel vergönnt wurde. In der Nähe von Fairmont unterbrechen wir unsere Heimreise nochmals.

Panoramabilder mit gefrorenem....
....Columbia Lake
Rocky Mountains mit Skigebiet von Fairmont
...zum Zweiten
Wir begeben uns auf einen Kurztrail, der uns auf den Grat der mächtigen Dutch Creek Hoodoos führt. Etwas mulmig erscheint uns der Blick nach unten schon als wir auf den 100 Mt hohen Sandsteinformationen stehen. Wir sehen weit ins Tal hinunter und auf den Columbia Lake. Zu unserer Linken ragen die Rocky Mountains stolz gegen den Himmel. Noch lange könnten wir da stehen und die Aussicht geniessen, doch dadurch wird unser Heimweg leider auch nicht kürzer. 

wir grüssen vor eindrücklicher Kulisse
wir stehen auf den Dutch Creek Hoodoos und geniessen die Aussicht, die zwar etwas dunstig ist
Hoodoos

pass nur ja auf...

...es geht 100 Meter...
...in die Tiefe




und weil sie so schön sind, die Rockys
die Hoodoos von unten
vor kurzem standen wir dort oben

imposant

Langsam geht die Sonne unter und wir werden auf unserer Heimfahrt von einem wunderbaren Sonnenuntergang und von einem herrlich duftenden Brotgeschmack begleitet. Ein perfekter Ausflug!


 unsere Heimreise führt dem Columbia Lake entlang Richtung Süden...
wo wir von....
....einem wunderschönen....
....Sonnenuntergang....
...begleitet werden